[PRESSEMITTEILUNG] Die Aquarius rettet elf Menschen und bleibt als einzig verbleibendes Rettungsschiff auf der tödlichsten Fluchtroute im Mittelmeer im Einsatzgebiet

Die Aquarius rettete am vergangenen Donnerstag, den 20. September, elf Menschen in internationalen Gewässern vor der Küste Libyens. Die über die Rettung informierten libyschen Behörden reagierten erst zwei Stunden nach der Rettung und forderten die Übergabe der Menschen. SOS MEDITERRANEE stimmte diesem Transfer, der eine Rückführung der Geretteten nach Libyen bedeutet hätte, nicht zu. Dabei beruft sich die Organisation auf geltendes Recht, das für Gerettete einen sicheren Ort zum Anlanden vorsieht. Libyen ist kein sicherer Ort, Menschenrechtsverletzungen sind dort an der Tagesordnung. Die Aquarius bleibt im Rettungsgebiet in Einsatzbereitschaft und ist mit weiteren maritimen Behörden in Kontakt, um die Zuweisung eines sicheren Hafens zu erbitten.

Ein Rettungsteammmitglied der Aquarius, gechartert von SOS MEDITERRANEE und gemeinsam mit Ärzte ohne Grenzen betrieben, entdeckt das kleine Fiberglassboot Donnerstagmorgen von der Brücke aus. Alle kompetenten maritimen Behörden wurden umgehend über den Seenotfall informiert. Aufgrund des schlechten Zustands des Bootes wurde sofort gehandelt. Im Fiberglasboot war bereits Wasser eingedrungen und hatte sich mit Treibstoff vermischt, was nicht nur zur Instabilität des Bootes führte, sondern auch zu Hautverätzungen.

Angesichts der Risiken, denen die Menschen an Bord ausgesetzt waren, mussten diese sofort an Bord der Aquarius gebracht werden. Auch, wenn bis zu diesem Zeitpunkt keine der kontaktierten maritimen Behörden die Koordination des Einsatzes übernommen hatte,“ sagte Nick Romaniuk, SOS MEDITERRANEEs Einsatzleiter an Bord der Aquarius. Nach der Rettung wurde die Aquarius von der italienischen Seenotleitstelle darüber informiert, dass die libysche Seenotleitstelle zuständig sei.

Diese meldete sich erst zwei Stunden nach der Rettung und nannte der Aquarius einen Treffpunkt, an dem die Geretteten an ein libysches Patrouillenboot übergeben werden sollten. Unter Berufung auf internationales Seerecht, die für Gerettete einen sicheren Ort vorsieht, hat die Aquarius diese Möglichkeit abgelehnt und an die libyschen Behörden kommuniziert.

Libysche Häfen können nicht als sicherer Ort eingestuft werden. Mehrere Studien (Amnesty International, Ärzte ohne Grenzen) haben diese Bewertung, die auch Gerettete ohne Ausnahme bezeugen, in letzter Zeit einmal mehr untermauert. Auch die elf Geretteten, die mehrheitlich aus Pakistan stammen, waren in Libyen mehrmonatiger Zwangsarbeit ausgesetzt.

Auch die italienische und die maltesische Seenotleitstelle wurden kontaktiert. Diese verneinten jedoch ihre Zuständigkeit für die Zuweisung eines sicheren Ortes zu einem späteren Zeitpunkt verneinten.

Während sich die europäischen Regierungschefs zu einem außerordentlichen Gipfel in Salzburg trafen, ohne eine gemeinsame Antwort auf die humanitäre Krise im Mittelmeer zu finden, ist die Aquarius erneut mit dieser Uneinigkeit der EU Politik konfrontiert“, sagte Fréderic Penard, Director of Operations von SOS MEDITERRANEE. „Unsere Mission ist es Menschen zu retten, zu beschützen und zu bezeugen. Auch diese elf Menschen werden wir beschützen, bis ein sicherer Ort von einer kompetenten maritimen Behörde bestimmt wurde,“ ergänzt er.

Die genaue Chronologie der Ereignisse und rechtliche Referenzen sind unter onboard-aquarius.org nachzulesen.

Mit Bitte um Veröffentlichung.

Photo Credits: Maud Veith / SOS MEDITERRANEE